Dieses Wohnhaus zeigt uns zunächst nichts Aufregendes oder gar Historisches. Doch in diesem Gebäude befand sich in der kurfürstlichen Zeit das Gemeindebüro des Ortsvorstehers und der Gemeindeschöffen mit einem Wirts-, Tanz- und Backhaus.
Von 1800 - 1817 war hier die Amtsbürgermeisterei (Mairie Gondorf) für 6 Moselgemeinden eingerichtet. Auch die Gerichtsbarkeit war hier untergebracht. Hierzu erzählen sich die Gondorfer eine unglaubliche Geschichte, die sich tatsächlich ereignet haben soll.
Das Gebäude war inventarmäßig mit allem ausgestattet, was ein gutes Rathaus benötigt. So auch mit neu gefertigten Roben, die für den Richter ordentlich verwahrt wurden. Doch im braven Gondorf geschah auf lange Zeit keine Gesetzesverletzung, der Richter blieb ohne Fall und seine Roben blieben unberührt verstaut. Aber endlich kam es zu einem Verbrechen. Der Täter wurde schnell gefasst und der Richter bekam seinen Fall, auf den er so lange warten musste.
Am Tag der Gerichtsverhandlung entdeckte man dann das Unfassbare, das große Unheil. Motten hatten über all die Jahre an den Roben ihr Werk getan. Sie hatten dem Richter lediglich einen Ärmel unbeschädigt zurück gelassen. Die Dorfgemeinschaft unterdessen versammelte sich vor dem Gebäude, um dem großen Ereignis der Gerichtsverhandlung beizuwohnen und mit einem Blick durch das Fenster den Richter in seiner schicken Robe zu bestaunen. Was nun tun, um die Masse nicht zu enttäuschen? Der Richter zog sich den geretteten Ärmel über, setzte sich an das Fenster des Gerichtszimmers in der oberen Etage und wedelte während der Verhandlung gestenreich und geschäftig mit dem ordnungsgemäß bestückten Arm. Die stolzen Gondorfer sahen es und lobten den vorbildlich gekleideten Richter. Alle waren zufrieden und verließen den Ort des Geschehens zu tiefst beeindruckt.
Öffnungszeiten: Außenansicht
Adresse: Römerstraße 96, 56330 Kobern-Gondorf